Seit er sieben Jahre alt ist, sammelt der Autor Gion Mathias Cavelty seltene Tarotkarten. Dieses Hobby schlägt sich nun unüberles- und -sehbar in einem ungewöhnlichen Kinderbuch nieder, das gerade beim Salis-Verlag erscheint. «Nemorino & das Bündel des Narren» heisst es. Es handelt von Nemorino, der bei seiner geheimnisvollen Grossmutter ein Deck Tarotkarten findet – und dadurch in eine seltsame Welt gerät, in der ein weisser Hund seinen Herrn, den Narren, sucht. Nemorino bietet seine Hilfe an, und gemeinsam fahren sie auf einer Aprikosenknödelmaschine durch ein lebendig gewordenes Tarotuniversum, treffen Sonne, Mond und Stern, überlisten Tod und Teufel und einmal sogar die Leserschaft.
Eine grosse Freude ist dieser Trip in Buchform nicht nur wegen der witzigen Story, sondern auch wegen der umwerfenden Bilder des Illustrators Chrigel Farner, der sich die Tarotmotive ebenfalls ziemlich eigensinnig angeeignet hat. Ewig möchte man in diesen Zeichnungen versinken und immer noch mehr schräge Gestalten entdecken wie etwa das Gericht, das statt eines Kopfes höchst würdevoll drei Brüste trägt. Farners Figuren sind unheimlich, sogar Nemorinos Gesicht hat fiese Züge. Das ist beabsichtigt: «Ich mochte als Kind solche Bücher», sagt Farner. «Vor denen konnte ich mich ein wenig fürchten. Es ist doch gut, wenn man sagen kann, wovor man Angst hat.» Von den Kindern kriege er übrigens gute Rückmeldungen. «Denen gefällts! Es sind die Eltern, die sagen: ‹Das ist doch viel zu hart.›» (coc)