Die Karten sind schuld
Nürnberger ist kritischer. „Die Städter haben eine andere Energie. Die Alten versuchen sich dagegen abzugrenzen“, sagt sie. „Die Leute fühlen sich schnell gestört. Manchmal weiß ich nicht, ob ich mit meinem Betreuungsdienst eine Bereicherung für das Dorf bin. Aber was soll ich machen? Ich bin hier verwurzelt.“ Sie kann sich nicht vorstellen, fortzugehen.
Schuld an allem sind die Karten. Vor vielen Jahren, an Weihnachten, kam jemand aus ihrem Freundeskreis auf die Idee, mit den Tarotkarten das Schicksal zu befragen. „Meine Karte zeigte den Tod“, sagt Marion Nürnberger, „das bedeutet Veränderung.“ Nürnberger ist nicht der abergläubische Typ. „Meine Karten sagten mir, dass ich mich sozial engagieren werde. Ich habe mich kaputtgelacht.“ Ein sozialer Beruf kam ihr absurd vor. Sie arbeitete in einer Metzgerei. Die Feinfühligste sei sie früher nicht gewesen, sagt Marion Nürnberger. „Grob gestrickt“ nennt sie es.